Ein hoher preis

Alter, wasch dir mal die Hände.

Wenn du mich weiterhin so voll fettest, ist es kein Wunder, wenn ich alles aufsauge und zerreiße. Ekliger, dicker Wurstfinger. Seine Hand riecht nach Urin und Schweiß – lass mich endlich los! Gott sei Dank. Weg von seinen schmierigen Griffeln.
Ganz schön dunkel hier. In der Dunkelheit einer Kasse oder Geldbörse trifft man zwar viele Gleichgesinnte, aber da ein Abenteuer ist da kaum drin. Die meisten von uns liegen nur apathisch in der Gegend und warten, bis es weiter geht.
Oh, das ist eine raue Hand, die mich da weiter reicht. Muss wohl viel arbeiten.
Ich werde eingesammelt von spitzen, manikürten Fingernägeln, weicher Haut, wohlriechend. Was macht eine solche Hand in einem so gammligen Discounter? Ich wandere in das weiche Lederetui, das sie bei sich trägt, fest umkrallt. Hallo, wer sind Sie denn? Die Gesellschaft von so edlem Großgeld durfte ich noch nie genießen. Das Pink steht Ihnen gut, werte Dame. Hey, nicht so kratzbürstig. Wow, die ist ja ein richtiges Arschloch. Hält sonst wie viel von sich, nur weil sie seltener ist als unsereins.
Da, jetzt darf ich wieder raus. Da kann sie mal sehen, die eitle Lady in Pink. Aber, aber… was macht denn die manikürte Hand? Aua, roll mich nicht so fest zusammen, davon kriege ich Bauchkrämpfe. Und was soll das jetzt? Die zarten Fingerchen, denen ich so vertraut habe, halten mich eingedreht fest und senken mich in einen kleinen Wall aus weißem Pulver. Riecht nach nichts, immerhin etwas. Ihhh – jetzt schnieft sie das Zeug auch noch durch mich hindurch in ihre Nase. Die ist nicht so perfekt manikürt wie ihre Nägel. Hui, das kitzelt.
Jetzt scheint erst mal eine Weile Ruhe zu sein. Ich glätte mich langsam wieder und schaue der weichen Hand beim Fernsehen zu.
Plötzlich wird es laut. Hektisch nimmt mich die Manikürte, ich höre laute Stimmen vor der Tür, sie trägt mich ins Bad. Warum trägt sie mich ins Bad? Sie wirft mich ins… ernsthaft?? Da ist mir ja der Fettfinger noch lieber.
Wie durch ein Wunder überstehe ich diese nasse, wilde Tortur und schwimme sanft auf dem Wasser, als ich an Land treibe und gegen das Ufer stoße. Ich liege hier eine Weile. Es ist zwar langweilig, aber auch entspannend. Vielleicht sollte ich mir weniger oft ein Abenteuer wünschen, das hier ist doch auch ganz nett. Auch wenn das hier eine ganz schön heruntergekommene Gegend ist.
Und wer ist das? Schmierige Finger fassen nach mir, umschließen mich. Nicht mal das Wasser, mit dem ich diese beträufele, ändert etwas an dem muffigen Gestank. Moment mal, diesen Geruch kenne ich doch, dieses fettige Gefühl…
Das darf doch nicht wahr sein!